Mittwoch, Oktober 18, 2006

Internetsucht - wirklich ein Problem?

Hier hatte ich schonmal zum umstrittenen "Krankheitsbild" der Internetsucht geschrieben. Heute ist im Heise-Newsticker eine Meldung zu finden, nach der die Universität Stanford Studienergebnisse vorgelegt habe:

Nach vorläufigen Ergebnissen einer Studie von Wissenschaftlern der School of Medicine der Stanford University soll einer von acht amerikanischen Internetnutzern zumindest ein Symptom von Internetsucht zeigen. Aufgrund einer repräsentativen Telefonumfrage bei über 2500 Erwachsenen habe sich gezeigt, dass eine kleine, aber wachsende Zahl von Internetnutzern ihre Ärzte aufgrund ihrer Abhängigkeit aufsuchen. Zwanghaft wie Süchtige müssen sie ihre Emails überprüfen, Blogeinträge machen oder Websites und Chaträume besuchen.
Normalerweise sei der Internetsuchtgefährdete ein männlicher und weißer, gut gebildeter Single um die 30 Jahre, der durchschnittlich 30 Stunden wöchentlich im Internet verbringt, ohne wichtigen Arbeiten oder Aufgaben nachzugehen. [via heise.de]
Immerhin wurde hier eine größere Stichprobe untersucht. Ob die Internetsucht aber tatsächlich ein eigenständiges Krankheitsbild ist, sei weiter umstritten. Sie sei jedoch inzwischen zum Forschungsgegenstand und zu einem wirtschaftlichen Problem geworden, da nach Auskunft von Elias Aboujaoude, Direktor der Impulse Control Disorder Clinic der University of Stanford, ein Teil der nicht unmittelbar mit der Arbeit zusammenhängenden Internetnutzung am Arbeitsplatz stattfinde.

Nach der Umfrage waren 68,9 Prozent der Befragten regelmäßige Internetnutzer. 13,7 Prozent sagten, sie hätten Schwierigkeiten, einige Tage nacheinander nicht online zu sein. 12,4 Prozent würden länger online bleiben, als sie eigentlich beabsichtigt hatten. 8,7 Prozent räumten ein, dass sie versucht haben, ihre nicht mit Arbeit oder anderen Notwendigkeiten verbundene Internetnutzung vor ihrer Umgebung zu verbergen, fast ebenso viele benutzen das Internet, um Problemen auszuweichen oder schlechte Stimmung zu heben. 5,9 Prozent erklärten, dass ihre Beziehungen unter der exzessiven Internetnutzung gelitten haben. [via heise.de]

Das heiße, dass zwar viele Menschen Probleme mit ihrer Internetnutzung hätten, es aber noch zu früh sei, daraus eine klinische Störung abzuleiten; dafür müsse noch weiter geforscht werden. Bedenklich stimme den Forscher, dass manche versuchten, ihre Internetnutzung geheim zu halten bzw. sie als "self-medication" zu nutzen - das hätten sie mit Alkoholikern gemeinsam.

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