Freitag, Januar 26, 2007

Monstersätze, selbst zitiert

Manche Sätze von Vorgutachtern sind bezüglich Grammatik und Satzbau so gewagt, dass man sie mit einer gewissen Faszination fürs Außergewöhnliche gerne zitiert. Hier ist einer davon:

"Auch die zuletzt einfache Tätigkeit in letztendlich geschütztem Rahmen einer Arbeitsgesellschaft konnte nicht zur Zufriedenheit des Arbeitgebers ausgeführt werden im Sinne eines ausreichenden Leistungs­umfanges, sodass sich insgesamt aus den vorliegenden Erkrankungen und Störungen angesichts der krankheits- und störungsbedingten Einschränkungen sich ein Leistungsprofil von unter 3-stündig für selbst leichte körperliche Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ergibt."

Donnerstag, Januar 25, 2007

Pointe verpasst

Was wir schon immer geahnt haben: Bei Schädigung bestimmter Hirnbereiche funktioniert der Humor nicht mehr. Alkoholiker verpassen die Pointe.

Donnerstag, Januar 11, 2007

Männliche Depression

Gerade habe ich entdeckt, dass es einen überaus anregenden Artikel aus "Der Neurologe & Psychiater" auch online verfügbar gibt: Frau PD Möller-Leimkühler von der LMU München erklärte in Heft 11/06 "Wie Sie die »männliche Depression« erkennen" und kam darin zu folgendem Fazit:

  • Es gibt konsistente Hinweise dafür, dass die Depressionsrate von Männern unterschätzt wird und dass Männer im Vergleich zu Frauen seltener professionelle Hilfe wegen depressiver Symptome in Anspruch nehmen, weil sie diese dissimulieren und abwehren.
  • Eine große Herausforderung besteht insbesondere für niedergelassene Nervenärzte und Hausärzte darin, depressive bzw. depressionsgefährdete Männer rechtzeitig zu identifizieren. Dazu gehört eine intensive Exploration, die emotionale und psychosoziale Probleme mit einschließt, und die Ermutigung, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Depression bei Männern kann besser diagnostiziert werden, wenn die bisherigen Depressionskriterien geschlechtersensibel erweitert werden. Dabei ist es wichtig, männerspezifische Copingstrategien einer als typisch weiblich geltenden Erkrankung zu berücksichtigen.
  • Eine umfassende Depressionsdiagnostik bei Männern impliziert, dass die Komorbidität, insbesondere hinsichtlich Alkoholabhängigkeit und Persönlichkeitsstörungen, abgeklärt wird.
  • Eine geschlechtersensible Depressionsdiagnostik und -therapie ist ein wichtiger Schritt zur Reduktion männlicher Suizidalität.

Auch der übrige Artikel ist überaus lesenswert, besonders wenn man ihn durch die Brille des Gutachters liest, der wiederholt mit sozialrechtlichen Fragestellungen zur Depression bei männlichen Probanden zu tun hat. Auch manche forensischen Patienten (§64 StGB) könnten bei Anwendung des von Möller-Leimkühler vorgeschlagenen Konzeptes mit ihrer Geschichte in einem anderen Licht erscheinen.

Ich hätte mir noch einen Exkurs zur Depression bei Männern mit Migrationshintergrund gewünscht ...

Mittwoch, Januar 10, 2007

Gutachten, aber wozu?

Bin ich der einzige, der sich (insbesondere in Strafrechtssachen) über wenig ausformulierte Gutachtenaufträge ärgert? Ich bin damit bereits einmal auf die Nase gefallen, weil eine Staatsanwaltschaft der Meinung war, mein auf einen Einzeilerauftrag hin in Anlehnung an die Mindestanforderungen für Schuldfähigkeitsgutachten verfasstes Gutachten sei zu ausführlich gewesen und deshalb die Rechnung empfindlich zusammenkürzte. Nun gehe ich dazu über, nicht nur telefonisch nachzufragen sondern auch um ein Fax mit einem ausreichend ausführlichen Auftrag zu bitten.

In dieser Woche liegt wieder ein Aktenberg auf meinem Schreibtisch, den lediglich eine Ladung zur Hauptverhandlung wegen versuchter räuberischer Erpressung zum Zweck der Erstattung des Sachverständigengutachtens ziert. Immerhin hat der freundliche Amtsrichter nach dem ersten vergeblichen Anrufversuch in der Geschäftsstelle gleich zurückgerufen und will noch heute einen Auftrag faxen ...

Big Brother im Datenmüllhaufen

Der rabenhorst berichtet eine Datenstigmaanekdote, die mich sehr nachdenklich stimmt:

Mir erzählte ein Kollege vom Sohn einer Freundin, der mit sechs Jahren psychische Probleme hatte, deswegen ein Therapie machte und von seinem Leiden befreit wurde. Mit vierzehn Jahren hatte er einmal gekifft, wie Tausende von 14-Jährigen. Die Mutter, die das mitbekam, besorgt, brachte ihn zu einer Drogenberatung. Der Berater wahr wohl sehr nett, jedenfalls gab es keine Drogenprobleme in den kommenden Jahren. Vier, fünf Jahre später will sich der junge Mann zeitlich länger bei der Bundeswehr verpflichten. Sein Gesprächspartner bescheidet ihm die Ablehnung der Bundeswehr, da er ja mit sechs Jahren eine Psychotherapie durchführen musste und als Jugendlicher Drogenprobleme gehabt hätte.
Bedrückend ...

Dienstag, Januar 09, 2007

Kanonen auf Spatzen

Schöne neue Welt - Perspektive 2010 schreibt über den Überwachungsstaat 2.0 anlässlich der Überprüfung von über 22 Millionen Kreditkartenkonten:

"Es war bisher nicht ungewöhnlich, wenn Ermittler die Kreditkartendaten einzelner Verdächtiger kontrollierten. Neu ist an dieser Aktion, dass alle Kreditkarten-Inhaber Deutschlands unter Generalverdacht gestellt wurden, Kinderpornografie zu konsumieren und so die Unschuldsvermutung praktisch ausgehebelt wurde. Den Umstand, dass Zahlungen zu einem bestimmten Konto erfolgten, halte ich für reichlich schwach angesichts von solch breit angelegten Durchleuchtungsaktionen von Millionen Bürgern."

Rasterfahndung der anderen Art. Immerhin seien bei der Operation "Mikado" ("Nadel im Heuhaufen" wäre treffender gewesen) bisher 322 Verdächtige gefunden worden - von Verhältnismäßigkeit kann aber keine Rede sein.

Montag, Januar 08, 2007

Kalendergenerator

[Zunächsteinmal herzlich willkommen im Neuen Jahr an alle die hier mitlesen ...]

Im Generatorblog habe ich den Hinweis auf ein Hilfsmittel gefunden, mit dem sich schnell Kalenderblätter generieren lassen, die als Übersichten, Konzept- und Schmierblätter für einzelne Projekte etc. dienen können. Ich habe jedenfalls schon oft nach einer komfortablen Möglichkeit gesucht, schnell mal einen Kalender zur Verfügung zu haben, der mit einem definierten Tag beginnt und auch mal mehr als nur 4 Wochen abdeckt - mit PDFCalendar.com funktioniert das. Wie der Domainname nahelegt, wird das Ergebnis als pdf-File ausgegeben.